Filmkritik: «Pleasantville»

Filmkritik: «Pleasantville»

Als ich per Zufall von diesem Film erfuhr, erwartete ich nicht viel. Was für eine Überraschung erlebte ich dann, als die «leicht verdaubare» Anfangshandlung einer kritischen und ironischen Darstellung der Meinungsunterdrückung Platz machte!

David, ein introvertierter Teenager der 1990er Jahre, ist mit Problemen alltäglich konfrontiert. Nicht nur seine beliebte Schwester hält ihn nicht aus, auch seine Klassenkameraden machen einen grossen Bogen um ihn. Ohne jegliche Freunde hat er viel Zeit, in der er sich alleine beschäftigen muss. Um die Einsamkeit auszuhalten, stürzt er sich oft in die heile Welt der Sitcoms der 1950er Jahre. Besonders die schwarz-weisse Serie Pleasantville gefällt ihm so sehr, dass er sie in- und auswendig kennt. Seine extrovertierte, lebenslustige Schwester Jennifer ist im Gegenteil nur genervt von seiner Leidenschaft und geht auf Abstand. Als David sich eine Marathonsendung von Pleasantville reinziehen will, Jennifer aber genau dann eine Sendung mit ihrem bevorstehenden Date anschauen wird, streiten sich die ungleichen Teenager in Geschwister-Manier um die Fernbedienung. Diese kracht an die Wand und ist völlig zerstört. Als kurz darauf die Klingel ertönt, steht nicht Jennifers nächste Flamme vor der Tür, sondern ein älterer Handwerker, der auf mysteriöse Weise weiss, dass die Fernbedienung kaputt gegangen ist. Als Ersatz gibt er David eine Fernbedienung, die eher einem Ziegelstein ähnelt, und verschwindet so schnell, wie er erschienen ist. Diese Unterbrechung beendet das Gezanke aber überhaupt nicht, sodass Jennifer aus Versehen auf einen Knopf drückt und sich die Geschwister plötzlich in der scheinbar perfekten Welt der Serie Pleasantville wiederfinden. Da sie als zwei Charaktere der Serie von den anderen Figuren wahrgenommen werden, müssen sie sich anpassen und einen Weg zurück in die echte Welt finden. Dies ist aber leichter gesagt als getan, weswegen mehrere Fehltritte das idyllische Städtchen verändern bis zu dem Punkt, dass Farbe in der schwarz-weissen Welt erscheint. Auch Veränderungen in den unaufgeklärten Figuren erwirken die Geschwister, wobei die Handlung in ein Feld voller Symbolismus und Kritik mündet.

Wenn man die erste Hälfte des Filmes schaut, kann man denken, dass es eine leichte Komödie ist. Nach und nach wird ersichtlich, worauf der Regisseur hindeuten will. Die Handlung ist äusserst unterhaltsam. Man hat immer mehr Lust zu erfahren, wie die Figuren von Pleasantville zu ihrer Selbstentfaltung finden. Das Szenenbild ist ebenfalls sehr interessant, da man ein Spiel zwischen Farbe und der schwarz-weissen Szenerie erleben kann. Farbe hat in diesem Film eine Bedeutung, die man als Zuschauer selber herausfinden sollte. Die überraschende Tiefe des Filmes ist gut dargeboten und gibt dem Zuschauer, der mal etwas herausgefordert werden will, genau das, was er braucht.

«Was soll das jetzt?» – Fragebogen mit Konrad Zollinger

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