Superfood – Nahrungsmittelrevolution oder doch nur Werbeschwindel?

Superfood – Nahrungsmittelrevolution oder doch nur Werbeschwindel?

von Emilia Svanberg


Superfood ist momentan DER Trend im Bereich Ernährung. Überall entstehen neue Restaurants, die Quinoasalate, Chiapuddings, Acai-Bowls mit Goji-Beeren und Spirulina und vieles mehr anbieten. Die bildschönen Gerichte sehen trendy und lecker aus und passen perfekt zu einem modernen und gesunden Lifestyle. Superfood soll mit hohem Gehalt an bestimmten Vitaminen, Mineralstoffen oder Fettsäuren kleine Wunder für unsere Schönheit und Gesundheit bewirken. Doch was ist eigentlich Superfood und ist es wirklich so super wie der Name klingt? Gibt es auch regionale Alternativen zu den teuren und oft weit gereisten Superfood-Produkten?

Die Definition von Superfood ist laut dem Europäischen Informationszentrum für Lebensmittel:

«Lebensmittel, insbesondere Obst und Gemüse, die aufgrund ihres Nährstoffgehaltes einen höheren gesundheitlichen Nutzen als andere Nahrungsmittel haben.»

Schlägt man das Wort im Oxford Englisch Dictionary nach, erhält man die Definition:

«nährstoffreiches Lebensmittel, das als besonders förderlich für Gesundheit und Wohlbefinden erachtet wird»

Das hört sich doch erst mal super an! Dazu soll Superfood die «Wundertaten» besitzen, gesund, fit, schlank und schön zu machen. Ausserdem soll es den Alterungsprozess aufhalten, gute Laune verbreiten, das Risiko für Krebs, Alzheimer und Herzkreislaufkrankheiten vermindern, die Blutfettwerte senken und das Immunsystem stärken.

Einige Beispiele von Superfood-Produkten, von denen ihr sicher schon gehört oder probiert habt: 

  • Acai-Beeren. Diese kommen aus dem Amazonas und enthalten viele Antioxidantien und Nahrungsfasern und sind sättigend, fett- und proteinreich.
  • Quinoa. Stammt aus Bolivien und Peru. Es ist voll mit hochwertigen Fettsäuren, viele Proteine, wichtige Aminosäuren, Kalzium, Eisen und Magnesium, und ist glutenfrei.
  • Chiasamen. Kommen aus Mexiko und enthalten viele Nahrungsfasern, Omega-3 Fettsäuren, Proteine und Vitamin E.
  • Goji-Beeren. Kommen aus China und enthalten eine hohe Dosis an Vitamin A, B, C und E und Antioxidantien. Besonders bekannt sind sie für ihr Betacarotin und Vitamin C. Oft sind sie jedoch mit Pestiziden verseucht.

 

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Supermarketing

Für all diese fantastischen «Wundertaten», auf die die meisten von uns immer wieder reinfallen, fehlen weitgehend wissenschaftliche Beweise. Nichtsdestotrotz scheuen sich die Hersteller nicht vor Werbesprüchen, die uns positive gesundheitliche Wirkungen versprechen, obwohl die Health-Claim-Verordnung der Europäischen Union das Werben untersagt, solange der Nutzen nicht wissenschaftlich nachgewiesen ist. Oft wird versucht diese Verbote zu umgehen, indem angeblich positive Wirkungen der Produkte umschrieben werden, wie zum Beispiel «Dieser Smoothie ist eine Quelle von Vitamin C, E und Selen, welche dazu beitragen, die Zellen vor oxidativem Stress zu schützen» oder «Essen wie die Ureinwohner Südamerikas» oder «für die körperliche und geistige Leistungskraft».

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Vorsicht geboten

Niemand bestreitet, dass das so genannte Superfood nicht vitamin- und proteinreich ist. Jedoch bringt es auch gewisse Probleme mit sich. Es gibt bei der Einnahme immer ein Risiko für Überempfindlichkeitsreaktionen bzw. Allergien, die nicht bekannt sind. Dazu kommt, dass manche Produkte von Pestiziden verseucht sind, die gar nicht gut für unsere Gesundheit sind. Ausserdem sollte man aufpassen, da Wechselwirkungen von Superfood mit Arzneimitteln möglich sind. Das wohl grösste Problem bei Superfood-Produkten ist der lange, umweltschädliche Transport. Denn die Lebensmittel müssen unreif geerntet werden und sind wochenlang auf Schiffscontainern unterwegs, da sie meistens von entfernten, exotischen Länder stammen.

Womit können wir die Exoten ersetzen?

Anstatt viel Geld für Superfood auszugeben, kann man die Exoten locker auch mit regionalen Produkten ersetzen. Diese enthalten mindestens genauso viele Vitamine und sind ausserdem besser für die Umwelt, da sie keine langen Transportwege überstehen müssen. Und sie sind definitiv besser für unser Portemonnaie.

Gute Austauschmöglichkeiten sind zum Beispiel:

Anstelle von Acai-Beeren gibt es bei uns Heidelbeeren, Brombeeren, dunkle Kirschen oder Sanddorn. Quinoa ersetzt man bestens mit verschiedenen Getreiden, wie zum Beispiel Hafer oder Buchweizen. Leinsamen enthalten ebenfalls alle Inhaltsstoffe wie Chiasamen und werden auch in Europa angepflanzt. Goji-Beeren werden meistens durch getrocknete Aprikosen, roher Spinat und Himbeeren ersetzt.

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Fazit

Superfood beinhaltet zwar viele Vitamine und andere gesunde Inhaltsstoffe, kann eine ausgewogene Ernährung jedoch nicht ersetzen. Regionales Obst und Gemüse beinhaltet mindestens gleich viele Vitamine und wird in der Nähe produziert. Ausserdem verwenden die Hersteller dreiste Werbesprüche, um die teuren Preise zu rechtfertigen. Ein Nachweis, dass sie schön, schlank, fit und gesund machen sollen, gibt es natürlich nicht! Superfood ist eben doch nicht so super wie der Name es verspricht, sondern eher Supermarketing und Geldmacherei.


1.  Acai-Beere, ersetzbar durch dunkle Kirschen, Blaubeeren, Brombeeren oder Sanddorn (Nährwerte pro 100 g)

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2.  Quinoa, ersetzbar durch verschiedene Getreide, wie z.B. Hafer oder Buchweizen

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3.  Chiasamen, ersetzbar durch Leinsamen

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4.  Goji-Beeren, ersetzbar durch Aprikosen, Spinat und Himbeeren (Nährwerte pro 100g)


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