Pompeji hautnah

Pompeji hautnah

von Eric Gademann

Pompeji – 79 Jahre nach Christus. Jeder kennt die Geschichte über den Ausbruch des Vesuvs. Doch Robert Harris erzählt in seinem Roman die Naturkatastrophe am Golf von Neapel aus der Sicht der Betroffenen; der Aristokraten, der Sklaven, der Bürger. So spielen Feuer, Wasser, Liebe, aber auch das Verbrechen eine grosse Rolle. Vier Tage, in einem interessanten Epos dargestellt: Pompeji.

Reiche Bürger Roms leiden sonst jeweils unter dem langen und trockenen Sommer in Pompeji und am Golf von Neapel. Doch der Sommer im Jahre 79 ist anders: Die Erde bebt, das mächtige Aquädukt Aqua Augusta liefert nicht mehr, und die Bevölkerung ist ohne Wasser. Nachdem der ehemalige Aquarius, der Wasserbaumeister, auf spurlose Art und Weise verschwunden ist, wird Attilius aus Rom entsandt, um als neuer Aquarius das Aquädukt schnell zu reparieren. Denn Wasser bedeutet Leben, und für den reichen ehemaligen Sklaven Ampliatus Einfluss, Macht und Geld. Doch schon bald kommen der junge Attilius und die Tochter von Ampliatus einer Verschwörung um Wasserrechte und Betrug auf die Schliche. Die Spannung erreicht ihren Höhepunkt, als der Vesuv ausbricht und die Menschen um ihr Leben kämpfen. 

 
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In einem parallelen Handlungsstrang werden Plinius der Jüngere und dessen Onkel Plinius der Ältere als historische Figuren in den Roman eingebunden. Die überlieferten Berichte dieser frühen Naturkundler über ein Meer voller schwimmender Steine oder Aschewolken, und der Charakter Plinii des Älteren verleihen dem Buch eine gewisse historische Authentizität.

Antike Ereignisse, erfundene Personen und wissenschaftliche Fakten werden glaubwürdig und mit vielen Details in einen lehrreichen Thriller verarbeitet. Denn einerseits werden wichtige Teile der römischen Kultur präsentiert und andererseits wird in jedem Kapitel jeweils ein Zitat über die unterschiedlichen Stadien des Ausbruchs vorgestellt. Zusätzlich sind die Kapitel nach den römischen Tageseinteilungen benannt. Aber trotz so vielen wissenschaftlichen Passagen denkt man nicht, man befinde sich in einem Sachbuch, sondern inmitten des römischen Alltags – naja, fast Alltag. 

Pompeji.

 

Robert Harris: «Pompeji», 12.Auflage (Original: «Pompeii», Hutchinson, London, 2003). Aus dem Englischen von Christel Wiemken. Wilhelm Heyne Verlag, München 2014. 375 S., ca. 15 Fr.


Der Autor Robert Harris studierte an der Universität Cambridge englische Literatur und arbeitete später als BBC-Reporter, politischer Redakteur und als Kolumnist. Ausserdem verfasste er zahlreiche Sachbücher. Mit Fatherland schrieb er 1992 seinen ersten Roman und gleichzeitig einen Bestseller. Wie auch in Pompeji, nimmt Robert Harris historische Ereignisse als Grundlage seiner Handlungen und vermischt sie dann mit einem fiktiven Plot. So kann er seine Leidenschaft als Sachbuchautor weiterleben, jedoch auch als Romanschriftsteller arbeiten.

 

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